Ordo Rosae Aureae
Ordo Rosae Aureae (ORA)
Der Orden der Goldenen Rose ist ein Verein, der die altägyptische und griechische Mysterientradition erforscht. Nach dem Jahre 530 hatte der Philosoph Pythagoras von Samos (um 570 – 510/497 v. Chr.) im griechischen Siedlungsgebiet Unteritaliens (der späteren Magna Graecia) einen Bund für Männer und Frauen ins Leben gerufen, dessen innerer Kreis, was Lehre und gesellschaftliches Wirken anbetraf, nachhaltige Maßstäbe setzte. Forschungen der letzten Jahrzehnte fanden heraus, dass wichtige der auf den Kreis um Pythagoras zurückgehenden Lehren älter sind und aus der religiösen Lehre der Orphik stammen. Einzelne Facetten deuten auf ägyptischen Einfluss. Die Pythagoreik, die sich in ihrer Ursprungszeit von den Zeitgenossen kaum von der Orphik unterschied, wurzelt daher auf sehr altem Grund.
Die pythagoreische Lehre
Ein wesentlicher Grundsatz pythagoreischer Lehren geht davon aus, dass der Kosmos, d. h. das vom Menschen erfassbare und auf ihn einwirkende All, auf einer harmonikalen Ordnung beruht. Deren Gesetze werden u. a. in der Welt der Schwingungen und damit auch in den Strukturen der Musik erfahrbar. Diese harmonikale Ordnung schuf und garantiert eine Welt voller Harmonie und Schönheit, die sich vor allem in der Reibung ihrer Gegensätze optimieren kann. Für einen Menschen, der nach pythagoreischen Maximen lebt, bedeutet dies, sich diese Gesetze bewusst zu machen und sich den Prüfungen des Lebens mit dessen Polaritäten und Dualitäten mutig zu stellen.
Pythagoras
gilt mit Recht als einer der Weltweisen, und die Ausstrahlung seiner einflussreichen Philosophen- und Denkerschule sind Grundlagen für Philosophie, Mathematik, Musik und Physik. So stammte auch der Begriff Esoteros aus Pythagoras‘ Schule. Er bezeichnet einen Menschen, der sich „weiter drinnen“ und damit im inneren Kreis befindet – mit der ganzen Bedeutungsschwere dieses Begriffs.
- Jamblichos von Chalkis (um 240 – ca. 320 n. Chr.)
- Joséphin Péladan (1858 – 1918)
- Èmile Dantinne (1884 – 1969)
- Martin Erler (1920 – 2014)
Die Geschichte des Ordens
So berichtete der griechische Philosoph und Neuplatonist Jamblichos von Chalkis (um 240 – ca. 320 n. Chr.) über die Tugenden des pythagoreischen Lebens. Es gibt auch Vermutungen, dass sowohl Druiden wie Angehörige des Benediktinerordens pythagoreisches Gedankengut vertraten. Im 19. Jahrhundert griffen der Dichter Joséphin Péladan und der Philosoph und Orientalist Èmile Dantinne das Gedankengut aus dem geistigen Untergrund auf und machten es wieder bewusst.
In unserer Zeit war es der Nachfahre des Weimarer Dichters Christoph Martin Wieland, Martin Erler (1920 – 2014), der angeregt durch Dantinne (1884 – 1969), das Wesen und die Inhalte pythagoreischer Lehren weiter untersuchte und in zahllosen Museen und Bibliotheken fündig wurde. Er gründete den ORA e. V., der weiter die pythagoreische Tradition pflegt und erforscht, fernab von Dogmen und starr verbindlichen Lehrsätzen.
Der ORA e. V. verfolgt aufgrund dessen den sog. apollinischen Weg, der sich gewissermaßen auf zwei Säulen stützt: steigendes Bewusstsein durch wachsendes Verstehen samt intellektueller Durchdringung und die Erfahrung mystischer Zustände.
Derzeit arbeitet der ORA e. V. mit pythagoreischen Vereinen in mehreren Staaten Europas zusammen.
Ein gradliniger, aber anspruchsvoller Weg
Es gibt, wie bereits betont, bei ORA keine Dogmen, keine aufgezwungenen Glaubens- oder Morallehren. Denn nach unserer Erfahrung kann der Mensch in seiner sprichwörtlichen Mitte all das finden, was ihm den Weg zu einer immer ganzheitlicheren Weltsicht und rechten Lebensführung weist.
Der ORA e. V. baut dabei vor allem auf dem pythagoreischen System auf, das die kosmische Grundordnung nachvollzieht. Auf dieser Grundlage geschieht fortwährend Wandel und Transformation der Persönlichkeit.
Unsere Erfahrungen lassen es ratsam erscheinen, in der Stille zu arbeiten, nicht nur losgelöst vom Lärm der Außenwelt. So sind unsere diversen Forschungsgruppen überschaubar, und sie entscheiden, ob und wen sie zur Mitarbeit einladen. Pythagoreik so wie es die Vertreter des ORA e. V. verstehen, verlangt eine lebenslange beharrliche Arbeit an sich selbst, und unbedingte Unvoreingenommenheit jenen Prinzipien von Weisheit und Wahrheit „an sich“ gegenüber, die im Transhumanen zu suchen sind.
Vereinzelt laden Forschungsgruppen geeignete und bereite Menschen ein, um die Arbeit zu intensivieren. Erwartet wird ein unbescholtener Leumund, Toleranz und ein Interesse an altägyptischem und altgriechischem Gedankengut. Wir bieten kein Fernstudium an. Unser Weg verläuft über die Teilnahme an Arbeitsgruppen. Vermag doch eine Gruppe über ihr gemeinsames Feld die individuelle Anbindung an die Transzendenz zu verstärken.
Nach einer mindestens halbjährlichen Hörerzeit, in der man sich die Lehrvorstellungen einlesen und mit einem unbedingt notwendigen Bürgen austauschen kann, beginnt, neben einem intensiven Selbststudium die Arbeit in der Gruppe. In dieser Zeit ist es notwendig, sich selbst einzubringen und an den Arbeitsvorhaben des pythagoreischen Kreises mitzuwirken; dies sind die unverzichtbaren Grundlagen und Bedingungen einer Mitgliedschaft. Gewöhnlich finden diese Arbeiten einmal im Monat statt. Nach mindestens zwei Jahren wird die effektive Aufnahme in den ORA e. V. vollzogen.